Hüftgelenksarthrose: Ursachen, Symptome und physiotherapeutische Behandlung

Hüftgelenksarthrose, auch als Coxarthrose bekannt, ist eine degenerative Erkrankung. Im Vergleich zur Kniegelenksarthrose (siehe diesen Beitrag), betrifft sie jedoch das Hüftgelenk. Dieser Zustand kann erhebliche Schmerzen verursachen und die Beweglichkeit einschränken, was den Alltag vieler Betroffener stark beeinträchtigt. Wichtig ist hier auch zu erwähnen, dass ein gewisser Verschleiß der Gelenkfläche Teil des natürlichen Alterungsprozesses der Gelenkfläche ist. Von Arthrose im pathologischen Sinne der Physiotherapie, wie wir sie nachfolgend beschreiben, spricht man, wenn durch Schmerzen und/oder Bewegungseinschränkungen der Alltag deutlich erschwert oder eingeschränkt wird.
Ebenfalls wichtig der Hinweis, dass eine bestehende Hüftgelenksarthrose durch Physiotherapie nicht „geheilt“ werden kann oder „verschwindet“. Der Verlust des Knorpelgewebe ist durch Physikalische Therapie nicht rückgängig zu machen.
Physiotherapeutisch wird hier hauptsächlich daran gearbeitet, die Schmerzsituation zu verbessern, die Durchblutung und Ernährung des Knorpels so weit wie möglich aufrecht zu erhalten, Bewegung zu erhalten und den Knorpelabbau zu verlangsamen.

Entstehung der Hüftgelenksarthrose

Hüftgelenksarthrose entsteht durch den Verschleiß des Knorpels, der das Hüftgelenk bedeckt. Dieser Knorpel wirkt als Stoßdämpfer und ermöglicht eine reibungslose Bewegung des Gelenks. Mit der Zeit kann der Knorpel aufgrund verschiedener Faktoren abgenutzt oder beschädigt werden. Die Hauptursachen für die Entstehung von Hüftgelenksarthrose sind:

  1. Alter: Mit zunehmendem Alter nimmt die Fähigkeit des Körpers ab, beschädigten Knorpel zu reparieren.
  2. Übergewicht: Übergewicht belastet das Hüftgelenk zusätzlich und beschleunigt den Knorpelverschleiß.
  3. Genetische Veranlagung: Eine familiäre Veranlagung kann das Risiko für die Entwicklung von Arthrose erhöhen.
  4. Verletzungen: Frühere Verletzungen des Hüftgelenks, wie Frakturen oder Luxationen, können die Entstehung von Arthrose begünstigen.
  5. Fehlstellungen: Angeborene oder erworbene Fehlstellungen des Hüftgelenks können den Knorpel ungleichmäßig belasten und zu vorzeitigem Verschleiß führen.

Geschlechts- und Altersverteilung

Hüftgelenksarthrose betrifft sowohl Männer als auch Frauen, jedoch gibt es einige Unterschiede in der Verteilung:
Frauen sind häufiger von Hüftgelenksarthrose betroffen als Männer, insbesondere nach den Wechseljahren. Hormonelle Veränderungen können eine Rolle bei der Entwicklung der Arthrose spielen.
Männer entwickeln oft in jüngerem Alter Arthrose, insbesondere wenn sie stark körperlich belastenden Tätigkeiten nachgehen oder frühere Verletzungen des Hüftgelenks hatten.

Hüftgelenksarthrose ist besonders häufig bei älteren Erwachsenen. Die Wahrscheinlichkeit, an Hüftgelenksarthrose zu erkranken, steigt mit dem Alter:
Personen über 50 Jahre sind am häufigsten betroffen, wobei die Prävalenz mit zunehmendem Alter weiter ansteigt.
Jüngere Menschen können ebenfalls betroffen sein, besonders wenn sie prädisponierende Faktoren wie genetische Veranlagung oder frühere Verletzungen aufweisen.

Symptome der Hüftgelenksarthrose

Die Symptome einer Hüftgelenksarthrose entwickeln sich meist schleichend und können im Laufe der Zeit an Intensität zunehmen. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  1. Schmerzen: Der Schmerz kann in der Leiste, im Oberschenkel oder im Gesäß auftreten und strahlt manchmal bis ins Knie aus. Anfangs tritt der Schmerz oft nur bei Belastung auf, später auch in Ruhephasen.
  2. Steifheit: Besonders nach längeren Ruhephasen oder am Morgen kann das Hüftgelenk steif und unbeweglich sein.
  3. Bewegungseinschränkungen: Alltägliche Bewegungen wie das Anziehen von Socken oder das Ein- und Aussteigen aus dem Auto können schwierig werden.
  4. Krepitationsgeräusche: Bei Bewegung des Hüftgelenks kann es zu hörbaren oder fühlbaren Knirschgeräuschen kommen.
  5. Verminderte Belastbarkeit: Längeres Stehen, Gehen oder Treppensteigen kann aufgrund von Schmerzen und Steifheit schwierig sein.

Physiotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten

Die Physiotherapie spielt eine entscheidende Rolle bei der Behandlung von Hüftgelenksarthrose. Ziel der Therapie ist es, die Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit zu verbessern und die Muskulatur zu stärken, um das Gelenk zu entlasten. Hier sind einige der wichtigsten physiotherapeutischen Maßnahmen:

Kräftigungsübungen

Gezielte Übungen zur Stärkung der Muskulatur rund um das Hüftgelenk sind essenziell. Starke Muskeln können das Gelenk besser stabilisieren und entlasten. Typische Übungen umfassen:
Hüftbeuger- und Hüftstreckerübungen: Diese Übungen stärken die Muskulatur an der Vorder- und Rückseite des Hüftgelenks.
Abduktions- und Adduktionsübungen: Sie trainieren die Muskulatur, die das Bein zur Seite bewegt und wieder zurückführt.
Core-Training: Eine starke Rumpfmuskulatur unterstützt die Hüftstabilität.

Mobilisationstechniken

Mobilisationstechniken helfen, die Beweglichkeit des Hüftgelenks zu verbessern und die Gelenkkapsel zu dehnen. Diese Techniken werden oft manuell durch den Therapeuten durchgeführt und können passive Bewegungen und Dehnungen umfassen.

Schmerzlindernde Maßnahmen

Zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen können verschiedene physikalische Therapien eingesetzt werden:
Wärme- und Kältetherapie: Wärme kann die Durchblutung fördern und die Muskulatur entspannen, während Kälte entzündungshemmend und schmerzlindernd wirkt.
Elektrotherapie: Niedrigfrequente elektrische Ströme können zur Schmerzlinderung und Muskelstimulation beitragen.
Ultraschalltherapie: Ultraschallwellen können tief in das Gewebe eindringen und entzündungshemmend wirken.

Beratung zur Alltagsbewältigung

Ein wichtiger Teil der physiotherapeutischen Behandlung ist die Beratung der Patienten im Umgang mit ihrer Erkrankung im Alltag. Dies umfasst:
Ergonomische Tipps: Anpassungen im häuslichen Umfeld und bei der Arbeit können helfen, das Gelenk zu entlasten.
Schonende Bewegungen: Techniken und Strategien, um schmerzhafte Bewegungen zu vermeiden und die Belastung des Hüftgelenks zu minimieren.
Aktiv bleiben: Empfehlung zu moderater körperlicher Aktivität, um die Gelenkbeweglichkeit zu erhalten und die Muskulatur zu stärken.

Übungen für zu Hause

Hier sind einige einfache Übungen, die Betroffene zu Hause durchführen können, um die Hüftmuskulatur zu stärken und die Beweglichkeit zu verbessern:

Hüftbrücke

1. Legen Sie sich auf den Rücken, die Knie sind angewinkelt und die Füße stehen hüftbreit auf dem Boden.
2. Heben Sie das Becken an, bis Ihr Körper eine gerade Linie von den Knien bis zu den Schultern bildet.
3. Halten Sie die Position für ein paar Sekunden und senken Sie das Becken langsam wieder ab.
4. Wiederholen Sie die Übung 10-15 Mal.

Seitliches Beinheben

1. Legen Sie sich auf die Seite, die Beine gestreckt und übereinander.
2. Heben Sie das obere Bein langsam an, ohne die Hüfte zu drehen.
3. Senken Sie das Bein langsam wieder ab.
4. Wiederholen Sie die Übung 10-15 Mal pro Seite.

Hüftstrecker im Vierfüßlerstand

1. Gehen Sie in den Vierfüßlerstand, die Hände unter den Schultern und die Knie unter den Hüften.
2. Strecken Sie ein Bein nach hinten aus, halten Sie das Bein gestreckt und die Hüfte gerade.
3. Senken Sie das Bein langsam wieder ab.
4. Wiederholen Sie die Übung 10-15 Mal pro Seite.

Knie zur Brust

1. Legen Sie sich auf den Rücken, die Beine gestreckt.
2. Ziehen Sie ein Knie zur Brust und halten Sie es mit den Händen.
3. Halten Sie die Position für 20-30 Sekunden und wechseln Sie dann das Bein.
4. Wiederholen Sie die Übung 3-5 Mal pro Seite.

Schritt-Kniebeugen

1. Stellen Sie sich gerade hin, die Füße schulterbreit auseinander.
2. Machen Sie mit einem Bein einen großen Schritt nach vorne und senken Sie das hintere Knie langsam Richtung Boden.
3. Halten Sie den Oberkörper gerade und achten Sie darauf, dass das vordere Knie nicht über die Zehenspitzen hinausgeht.
4. Drücken Sie sich zurück in die Ausgangsposition und wechseln Sie das Bein.
5. Wiederholen Sie die Übung 10-15 Mal pro Seite.

Hüftdehnung im Stehen

1. Stellen Sie sich hinter einen stabilen Stuhl oder eine Arbeitsfläche und halten Sie sich daran fest.
2. Stellen Sie einen Fuß hinter den anderen, sodass das hintere Bein gestreckt und das vordere leicht gebeugt ist.
3. Beugen Sie das vordere Knie leicht, bis Sie eine Dehnung in der Hüfte und Oberschenkel des hinteren Beins spüren.
4. Halten Sie die Dehnung für 20-30 Sekunden und wechseln Sie dann das Bein.
5. Wiederholen Sie die Übung 3-5 Mal pro Seite.

Muschelübung

1. Legen Sie sich auf die Seite, die Beine übereinander und die Knie leicht angewinkelt.
2. Heben Sie das obere Knie an, ohne das Becken zu drehen oder die Füße voneinander zu trennen.
3. Halten Sie die Position für ein paar Sekunden und senken Sie das Knie langsam wieder ab.
4. Wiederholen Sie die Übung 10-15 Mal pro Seite.

Diese zusätzlichen Übungen helfen dabei, die Hüftmuskulatur weiter zu stärken und die Beweglichkeit zu fördern. Denken Sie daran, alle Übungen kontrolliert und schmerzfrei auszuführen. Bei Fragen oder Unsicherheiten können Sie sich gerne an uns wenden – wir unterstützen Sie auf Ihrem Weg zu mehr Beweglichkeit und Schmerzfreiheit.

Fazit

Hüftgelenksarthrose kann eine erhebliche Belastung für Betroffene darstellen, doch durch gezielte physiotherapeutische Maßnahmen und regelmäßige Übungen lassen sich die Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern. In unserer Physiotherapiepraxis bieten wir individuelle Behandlungspläne, die auf Ihre speziellen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren und einen Termin zu vereinbaren. Gemeinsam schaffen wir Gesundheit!